Advent

Am 1. Dezember ist dieses Jahr auch der erste Advent. Dann beginnt wieder die Zeit, mit der viele Menschen besondere Erinnerungen verbinden. Und nach dem grauen November tut es ja auch gut und ist schön, Kerzen anzuzünden.

In früheren Zeiten haben die Menschen sich nicht so auf die Adventszeit gefreut. Denn nach kirchlicher Überlieferung ist die Adventszeit eine Zeit der Buße und der Einkehr. Eine Fastenzeit, in der man versucht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – wie in der Passionszeit vor Karfreitag.

Manche alten Adventslieder klingen deshalb sehr ernst, moderne dagegen oft recht angenehm. Zum Beispiel das Lied „Wir sagen euch an den lieben Advent“, das die Österreicherin Maria Ferschl 1954 schrieb. Die erste Strophe lautet: „Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die erste Kerze brennt! Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn den Weg bereit. Freut euch, ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.“ Immerhin ist hier noch von einer „heiligen Zeit“ die Rede – was allerdings kaum dazu passt, wie hektisch wir diese Zeit erleben.

Einige Menschen versuchen deshalb, sich täglich eine Auszeit zu nehmen – etwa mit dem Kalender „Der andere Advent“, den es seit 1995 gibt.

Am 30.11.1997 stand diese Geschichte darin:

„Der kleine Junge hockte auf dem Fußboden und kramte in einer Schachtel. Er förderte allerhand wertlose Dinge zutage – darunter einen silberglänzenden Stern. Was ist das?, fragte er. Ein Weihnachtsstern, sagte die Mutter. Etwas von früher, von einem alten Fest. Was war das für ein Fest?, fragte der Junge. Ein langweiliges, sagte die Mutter. Die Familie stand in der Wohnstube um einen Tannenbaum und sang Lieder. Und an der Spitze der Tanne befestigte man den Stern. Er sollte an den Stern erinnern, dem die drei heiligen Könige nachgingen, bis sie den kleinen Jesus in der Krippe fanden. Der kleine Jesus, fragte der Junge – was soll das nun wieder sein? Das erzähle ich dir ein andermal, sagte die Mutter, öffnete den Deckel des Müllschluckers und gab ihrem Sohn den Stern in die Hand: Du darfst ihn hinunterwerfen und aufpassen, wie lange du ihn noch siehst. Der Junge warf den Stern in die Röhre und lachte, als er verschwand. Aber als die Mutter wiederkam, stand er wie vorher über den Müllschlucker gebeugt: Ich sehe ihn immer noch, flüsterte er. Er glitzert. Er ist immer noch da.“ (Marie Luise Kaschnitz)

In diesem Sinne wünsche ich eine glitzernde und heilige Adventszeit.

Ihr Pfarrer Christoph Felten