Kirche zu Accum

Die Geschichte dieser Kirche geht wahrscheinlich zurück bis ins 9. Jahrhundert, als Ansgar von Bremen (831 – 865) hier den ersten Kirchbau in Friesland – vermutlich aus Holz – errichtete. In der Häuptlingszeit wurde diese Kirche dann durch einen steinernen Bau ersetzt, der als Festungskirche diente. Gleichzeitig war sie die Hauptkirche der „Herrlichkeit Knyphausen“ mit einer „Fürstenloge“ vorne links ähnlich der Orgelempore im hinteren Teil. (Die Burg Kniphausen liegt etwa 3 km nordöstlich von Accum.) Als Folge des Augsburger Religionsfriedens vom 25.09.1555 führte Tido von Knyphausen in seiner Herrschaft und damit auch in Accum das reformierte Bekenntnis ein, das die Accumer seitdem gegen manche Anfeindungen verteidigt haben. Sein Grabmal und das seiner Gemahlin Eva von Renneberg, die 1565 und 1579 verstarben, finden Sie aus – vermutlich belgischem – schwarzem Marmor vorn in der Kirche. 1717 wurde die Friesenkirche in Accum durch die letzte große Sturmflut in Friesland so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß 1719 an gleicher Stelle und mit zum Teil altem Baumaterial durch den Grafen Anton II. zu Aldenburg der heutige Kirchbau errichtet wurde.Auf seinen Landrichter Hake, der am Finanzierungsplan für den Neubau in schweren Zeiten maßgeblich beteiligt war, weist eine Tafel neben dem Eingang auf der Nordseite noch heute hin. Die Schlichtheit der Kirche, die manchen Besucher überrascht, geht auf die in der reformierten Kirche übliche biblische Zählung der 10 Gebote zurück, aus deren zweitem Gebot ein Verbot jeglicher Bilder hervorgeht. Auch ein Altar ist nicht vorhanden, da Christus nach dem 10. Kapitel des Hebräerbriefes als einmaliges Opfer für alle gestorben ist und wir somit keinen Opfertisch (= Altar) mehr benötigen. Statt dessen steht vorn in der Kirche ein Abendmahlstisch, um den sich die Gemeinde zur Feier des Abendmahls versammelt. Dieses bildet neben der Verkündigung den Mittelpunkt des Gottesdienstes. Eine Sanduhr auf der Kanzel bezeugt noch heute den Anspruch der Gemeinde auf ein „gerüttelt Maß an Verkündigung“.Einziges Schmuckstück neben den ebenfalls der Verkündigung dienenden Bibelzitaten an der Decke, ist die Orgel, die 1705 durch den bekannten Hamburger Orgelbauer Arp Schnitger erstellt und in den Neubau 1719 übernommen wurde. Seitdem fanden mehrere Restaurierungen und Renovierungen statt, zuletzt zum Orgeljubiläum 2005.  Überragt wird die Kirche durch einen kleinen Turm mit einer Stundenglocke von 1791 in Verlängerung des ehemaligen Haupteingangs für Herrscher und Pastor am Ostgiebel. Über diesem Eingang ist das Wappen des Erbauers dieser Kirche, des Grafen Anton II. von Aldenburg und seiner Gemahlin Wilhelmina Maria, Landgräfin von Hessen, angebracht, daneben an der Nordost-Ecke der Grundstein der Kirche von 1719. Ein Glockenturm steht, durch den hiesigen Untergrund bedingt, etwas abseits. Er enthält zwei Glocken, eine größere mit ca. 1500 kg Gewicht aus dem Ende des 12. Jahrhunderts, eine kleinere mit ca. 900 kg Gewicht wurde 1417 in Bremen gegossen.Gegenüber unserer Kirche liegt hinter dem Gemeindehaus die “alte Pastorei”, erbaut 1726, ehemals Pfarr- und Gemeindehaus. Heute befinden sich dort vor allem Räume für die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde.